Wein lagern und Wein reifen lassen
Wir unterscheiden zwischen Fassreife und Flaschenreife. Ersteres interessiert nur die Winzer und Kellermeister. Zweiteres, die Flaschenreife, ist wichtig für Verbraucher, aber auch Handel und Gastronomie. Viele Weine besitzen eine Entwicklungskurve. Sie sind keine H-Milch oder Limonade, welche über Monate und Jahre konstant gleich schmecken. Weine trinkt man am besten auf dem Höhepunkt ihrer „Entfaltung“. Und das kann durchaus trickreich sein. Wie also am besten Wein lagern, welcher noch 1, 2, 5 oder am besten 20 Jahre ruhen soll?
Die richtige Weinlagerung ist essentiell für die Entwicklung von Geschmack und Aroma.
Weinlagerung – bei welchen Weinen es Sinn macht
Vorweg: Nicht alle Weine eignen sich zur Lagerung. Viele frische, easy-to-drink-Weine wollen zügig nach der Abfüllung getrunken
werden. Das können Weißweine sein, Roséweine, aber auch leichte Rotweine. Gemeinsam ist ihnen, dass sie eher süffig sind, nicht allzu komplex. Und alle Weine, die schnell getrunken werden wollen, besitzen nicht viel Tannin, das sich erst mit der Zeit in die Struktur des Weines „einwebt“. Welche Weine also sollte man überhaupt lagern? Weine, die Komplexität bieten und diese noch voll entfalten wollen. Winzer und Weinhändler sagen dann gerne solche Sätze, wie „Der Wein ist noch zu jung“. Das Aroma entfaltet sich noch, der Geschmack steigert sich. Das muss nicht unbedingt heißen, dass der Wein dadurch intensiver oder dominanter wird. Ganz im Gegenteil: Viele große Weine werden mit der Zeit feiner. Komplexer eben. Gute Winzer und Weinhändler schätzen den Höhepunkt des Weines ein und schreiben die Trinkreife auf das Etikett oder vermerken es in der Expertise. Dennoch bleibt Wein ein Naturprodukt – selbst Experten können sich irren.
Rotwein lagern – Die 4 wichtigsten Faktoren
Es lohnt sich, hochwertige Rotweine und auch Weißweine eine Weile beiseitezulegen. Doch was bedeutet das konkret? Es gibt einige Faktoren, um Wein richtig zu lagern, die Du beachten solltest: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtverhältnisse und Gerüche.
Temperatur: Vermeide Temperaturschwankungen. Also nicht die Weine vom Keller wieder in den Kühlschrank und retour ins Speisekämmerchen bringen. Es gilt eine einfache Regel: Wärme lässt den Wein schnell reifen, Kälte lässt den Wein langsam reifen. Biete Deinen wertvollen Flaschen am besten eine Temperatur um die 12 Grad Celsius (10–15 Grad). Die Lagertemperatur von Rotwein ist ähnlich wie bei Weißwein. Der Wohnraum ist also heutzutage viel zu warm zum Lagern. Hitze ist der ärgste Feind beim Lagern von Weinen. Gefriertruhen sind ebenfalls nicht der ideale Ort – Wein kann man nicht einfrieren wie Gemüse (zumal Glasflaschen in der Gefriertruhe platzen würden). Wer den Wein nur kurz lagern will (ein paar Wochen), kann den Kühlschrank oder die Vorratskammer nutzen.
Luftfeuchtigkeit: Eine gute Luftfeuchtigkeit für Weinlagerung erscheint vielen schwieriger einzuhalten als die Temperatur. Weißt Du überhaupt, wo bei Dir im Haus oder Keller welche Luftfeuchtigkeit herrscht? Heizungsluft ist meist sehr trocken. Keller können unangenehm feucht oder im Gegenteil angenehm befeuchtet sein – das spürt man beim Atmen. Erdkeller in alten Häusern sind ideal für die Lagerung, da die Luft und damit auch die Luftfeuchte zirkulieren kann. Aber einen Erdkeller haben die wenigsten. Vermeide zu hohe Luftfeuchtigkeit – also nicht in einen schimmligen Keller stellen, denn dann schimmelt auch der Naturkorken. 50–80 % Luftfeuchte gelten heute als ideal. Das klingt viel? Ist es gar nicht. Stelle in Deinen Kellerraum eine Schale Wasser und halte sie gefüllt. Nutze lieber einen kleinen Raum für die Weinlagerung als einen großen. Übrigens: Flaschen mit Naturkorken bitte immer liegend lagern.
Lichtverhältnisse: Das ist schnell erklärt – Weine wollen dunkel lagern. Also nicht auf der Fensterbank platzieren, auch wenn sie dort dekorativ aussehen. Sonne zerstört den Wein ganz sicher und lässt zudem das Etikett verblassen. Weintrinker mit kleinen Wohnungen stellen die Weine besser ins Schlafzimmer unter das Bett, wo es gewöhnlich kühler und dunkler ist als im Wohnbereich.
Geruch: Der umgebende Geruch sollte beim Weinlagern möglichst neutral sein. Also nicht im Keller oder in der Speisekammer neben Zwiebeln und Knoblauch lagern. Kartoffeln und Äpfel hingegen sind unbedenklich. Auch der Platz unweit des Herds ist keine gute Idee.
Wir machen es Dir einfach: Im Steckbrief bzw. bei der Lebensmittelangabe steht bei unseren Weinen immer die optimale Trinkreife.
Dauer: Wie lange kann man Weißwein lagern, Rotwein lagern?
Das kommt auf die Rebsorte und die Weinqualität an. Genauer: auf die Struktur des Weines, dessen Zusammensetzung aus Säure, Tannin, Zucker, Alkoholgehalt sowie dem pH-Wert.
Säure: Weine mit ausgeprägter Säure, wie der Riesling, neigen dazu, besser altern zu können. In Schatzkammern einiger Winzer ruhen daher nicht selten viele Jahrgangs-Rieslinge.
Tannine: Die in Schale, Kernen und Stielen enthaltenen Tannine sorgen für Struktur, vor allem beim Rotwein. Junge Rotweine können herb und adstringierend schmecken. Reifen sie, verfeinern sich die Tannine und werden weicher. Der Winzer würde sagen: „Jetzt sind die Tannine gut eingebunden.“
Zucker: Zucker konserviert! Das heißt, eine Beerenauslese ist sehr haltbar. Wichtig: Haltbar ist nicht gleich „reifefähig“. Wenn ein Wein reift, verändert er sich geschmacklich. Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen oder Eisweine können auch nach 10 Jahren noch fast identisch schmecken.
Alkohol: Auch Alkohol wirkt konservierend. Aber es lässt sich schwer pauschal sagen, ob Weine mit höherem Alkohol deshalb besser reifen. Ohne die Faktoren Säure, Süße und auch Sauerstoffaustausch mitzubeachten, ist das schwer zu beurteilen.
Generell lässt sich sagen, dass viele hochwertige Weine mehrere Jahre lagern und reifen können – auf jeden Fall 2 oder 3 Jahre, auch 5 Jahre Lagerung sind im Premiumsegment keine Seltenheit. Möchtest Du einen Wein 10, 20 oder gar 30 Jahre lagern, sprich am besten den Fachmann konkret darauf an. Unsere Weinberaterinnen und Weinberater helfen Dir gerne.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die größten Fehler beim Weinlagern? - Wenn Du den Wein warm in Dein Wohnzimmer stellst. Oder auf die Fensterbank, weil es so cool aussieht. Hitze und Licht sind die größten Feinde des Weines. Übrigens werden deshalb die meisten Weine, die zur Lagerung und Reife gedacht sind, in dunkle Flaschen gefüllt. Durch helles Glas dringt logischerweise mehr Licht ein.
Wein stehend oder liegend lagern? - Weine können stehend oder liegend gelagert werden. Ein Blick auf professionelle Weinregale verrät jedoch, welche Position der Wein am liebsten mag: liegend. Denn so bleibt der Korken feucht und trocknet nicht aus – die Flasche bleibt fest verschlossen und läuft nicht aus. Bei Schraubverschlüssen ist die Position irrelevant, da diese den Wein ohnehin dichter abschließen. Der Schraubverschluss lässt die Weine allerdings weniger reifen als ein Korkverschluss.
Lagern sich Magnumflaschen genauso wie 0,75-Liter-Flaschen? - In Sommelier-Kreisen, also in der gehobenen Gastronomie, werden sehr gerne Magnumflaschen ausgeschenkt. Nicht nur, weil sie mit 1,5 Litern etwas Besonderes sind, sondern auch, weil Weine in „big bottles“ langsamer reifen. Zwischen Korken und Wein befindet sich immer ein kleiner Luftraum, der die langsamere Entwicklung im Vergleich zu einer 0,75-Liter-Flasche ermöglicht. Magnums können bei optimaler Lagerung also länger haltbar sein als kleine Flaschen.
Wie bleibt das Etikett bei der Lagerung unversehrt? - Achte auf die Luftfeuchtigkeit. Ein zu trockener Raum ist für das Etikett unproblematisch, ein zu feuchter Raum hingegen lässt das Papieretikett schimmeln. Vermeide außerdem zu viel Licht, da dieses das Etikett verbleichen lässt.
Kann ich offenen Rotwein lagern? - Das ist keine gute Idee. Offene Weinflaschen lagert man nicht, da sie oxidieren und dadurch „kippen“. Manche Weine halten maximal einen Tag (selten bis zu drei Tage), selbst das ist nicht garantiert. Merke: Sauerstoff lässt Wein schneller reifen. Deshalb werden zu junge Rotweine oft dekantiert – dabei füllt man den Wein einige Stunden vor dem Trinken in eine breite Karaffe, damit er „atmen“ kann.
Wein lagern als Wertanlage – was muss ich beachten? - Du musst selbst Experte sein oder Dich eng mit Weinprofis austauschen, wenn Du Wein als Wertanlage nutzen willst. Das gilt vor allem, wenn Du die Flaschen später in perfektem Genusszustand verkaufen möchtest. Es gibt Jahrgänge renommierter Weingüter, die nach 10–20 Jahren noch köstlich schmecken und sehr hoch gehandelt werden. Für solche Weine brauchst Du professionelle Lagerbedingungen. Wenn Du kein Weinkenner bist, lass lieber die Finger davon – Wein ist kein Gold, das man einfach in einen Safe legt.
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