Kabinettwein

Kabinettwein – So schön schlank

Kabinettweine, auch kurz „Kabis“ genannt, sind absolut im Trend. Denn sie weisen vergleichsweise relativ niedrige Alkoholwerte auf, um die 10 vol. % Alkohol. Sie sind animierend leicht, mit schönem Trinkfluss, regelrecht zart, schlank. Kabinettweine bilden die unterste der sechs Prädikatsstufen im deutschen Weingesetz. Die Trauben müssen mit mindestens 73 Grad Oechsle* reif sein, aber dürfen keinesfalls überreif werden. Trockene Kabinettweine sind ebenso beliebt wie Weine mit moderater Süße. Generell lassen sich Kabinette aus allen Rebsorten gewinnen. Vor allem im Sommer sind sie aufgrund ihrer Unbeschwertheit sehr beliebt. Auch das veränderte Ernährungsbewusstein hat zum Aufstieg der „Kabis“ beigetragen. Weniger ist mehr!

Die historische Bedeutung von Kabinettwein: der Klosterraum

Im Mittelalter waren es vor allem die Klöster, die Weinbau betrieben. Viele Weinlagen-Namen deuten heute noch auf die einstige Verbindung hin. Auch der Begriff „Kabinett“ oder „Cabinet“ stammt aus dem klösterlichen Wortgebrauch. „Kabinett“ entstammt dem Französischen und bedeutet „kleines Zimmer“. Besagtes „Kabinett“ war ein besonderer Raum, eine Schatzkammer im Weinkeller. Dort lagerten die Raritäten. Das ist heute damit nicht mehr gemeint. Der Begriff hat eine Umdeutung erfahren.

Die heutige Bedeutung von Kabinettwein: ein leichter Typus Wein

Kabinettweine sind die „Luftiküsse“, die Tänzer der deutschen Weinszene. Sie stehen für Leichtigkeit, für animierenden Trinkfluss, für Spaß und Lebenslust. Woran das liegt? An dem vergleichsweise geringen Alkoholgehalt. Sie können nur 7 vol. % Alkohol aufweisen oder auch mal bis zu 10 oder 11 vol. %. Aber schwere, körperreiche Weine mit um die 12,5 oder 13 vol. % Alkohol finden sich keine unter den Kabinetten. Sie sind das Gegenteil von „Wuchtbrummen“. Das heißt: Ein Kabinettwein bezeichnet rechtlich ein Prädikat (alle Punkte siehe Kasten). Im Verbraucheralltag ist meist nur eine gedankliche Verbindung entscheidend: die Leichtigkeit. Und Nein, ein Kabinettwein kommt nicht mehr aus einem bestimmten Raum im Kloster- oder Weingutskeller.

Definition Kabinettwein – auf einen Blick

  • Kabinettweine stehen für feine, leichte Weine aus reifen Trauben, aber mit geringem Alkoholgehalt.
  • Kabinettweine bilden die unterste der sechs Prädikatsstufen (Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Eiswein, Trockenbeerenauslese).
  • Das Lesegut weist mindestens 73 Grad Oechsle auf (je Anbaugebiet variiert der Zuckergehalt). Das bedeutet, die Trauben müssen – im Vergleich zu den anderen Prädikatsstufen – das geringste Mostgewicht aufweisen.
  • 100 % der Weintrauben stammen aus einem bestimmten Anbaugebiet.
  • Eine Chaptalisation (Anreicherung mit Zucker) ist nicht erlaubt.
  • Es gibt Kabinettweine in allen Geschmacksrichtungen: trocken, halbtrocken, lieblich, süß.

Die Voraussetzungen im Weinberg – frühe Lese

Kabinettweine müssen aus reifen Trauben bestehen, sagt der Gesetzgeber. Soweit so gut. Welcher Winzer würde unreife Trauben ernten? Mindestens 73 Grad Oechsle muss das Refraktometer oder die Oechslewaage bestätigen. Das ist in den mittlerweile warmen Sommern schnell erreicht. Die Herausforderung besteht darin, die Trauben nicht überreif werden zu lassen. Denn sehr reife Trauben bedeuten auf jeden Fall viel Zucker und das wiederum ggf. hohe Alkoholgrade. Und genau das will man nicht! Also werden Kabinettweine entweder relativ früh im Herbst gelesen oder der Winzer versucht im Laufe der Monate, den Zuckeraufbau in der Traube zu zügeln. Beispielsweise kann er den Trauben ein Blätterdach bieten, sodass sie nicht in der prallen Sonne hängen. Oder der Winzer sucht sich kühlere Lagen für seine Kabinettweine, etwa an der Westseite eines Berges oder Lagen, die etwas höher gelegen sind.

Kabinettweine – süß, lieblich, halbtrocken und trocken

Die Winzerin oder der Winzer kann selbst entscheiden, ob ein Kabinettwein süß, lieblich, halbtrocken, feinherb oder trocken sein soll. Alle Geschmacksrichtungen sind erlaubt. Mittels Gärung wird dieser Prozess gesteuert. Allerdings gibt es wenige sehr süße Kabinettweine. Denn Kabinette sollen leicht sein, die Süße würde den geschmacklichen Eindruck beschweren. Weine mit moderater Süße hingegen sind sehr beliebt als Kabinettweine. Auch zunehmend in der Gastronomie. Kabinettweine sollten immer eine gewisse Eleganz besitzen und nicht plump sein. Viele Kabinettweine sind daher trocken, halbtrocken bis feinherb ausgebaut. Aber selbstverständlich, es gibt auch fantastische süße Kabinette.

„Kabinettweine trinken wir auch im Team von Reichsgraf von Ingelheim sehr gerne. Besonders wenn es heiß ist im Sommer oder einfach, wenn es mal leichtfüßig und unbeschwert sein soll.“ - Stefanie Dreißigacker, Produktmanagerin

Im Trend – verändertes Ernährungsbewusstsein

Früher galten die aromareichen, schweren Weine als die Top-Weine. Man schaute in Deutschland neidisch in Richtung der Südländer. Das hat sich heute gänzlich geändert. Nicht nur die Voraussetzungen im Weinberg haben sich angeglichen, sondern auch die Einstellung beim Verbraucher hat sich gedreht. Schwere Weine machen ganz schnell satt. Leichte Weine hingegen kann man immer weitertrinken. Das hängt vermutlich auch mit dem geänderten Ernährungsbewusstsein zusammen. Weniger ist mehr! Wir ersetzen Butter durch leichte Öle, wir essen lieber mehrere kleine Portionen, anstatt riesige volle Teller. Und wir trinken nebenbei lieber mal einen Riesling Kabinett als einen schweren Rotwein, der die gesamte Aufmerksamkeit haben will.

Riesling Kabinett feinherb im Sommer

Generell kann aus jeder Rebsorte ein Kabinett gekeltert werden: ob Weißwein oder Roséwein oder Rotwein; ob Riesling oder Weißburgunder oder Merlot. Manche eignen sich aber besser als andere. Prädestiniert für Kabinett ist der Riesling. Die Weine sind aromastark, mineralisch und einfach ungemein „trinkig“. Die Säure lässt den Wein bereits ein wenig fliegen, dazu noch ein geringer Alkoholgehalt – perfekt! Gerade wenn es sehr heiß ist, wünscht man sich leichte Speisen auf den Teller und zarte Weine. Sommerzeit ist Schorle-Zeit und Kabinettwein-Zeit.

FAQ Kabinettwein

Ich kenne den Begriff Kabinett aus der Politik. Hat das etwas mit Kabinettweinen zu tun?

Der französische Begriff Kabinett bedeutet „kleines Zimmer“. Gemeint war ein besonderer Raum, eine Schatzkammer im Weinkeller. Dort lagerten die Raritäten. In der Politik nutzen wir „Kabinett“ als Sammelbegriff für die Regierung eines Staates. Das hat mit der Bedeutung der Kabinettweine aber nichts zu tun.

In einem Satz. Was ist das Entscheidende bei Kabinettweinen?

Der vergleichsweise geringe Alkoholgehalt, etwa um die 10 vol. %, gerne auch deutlich darunter.

Sind Kabinette schlechter als Spätlesen oder Auslesen?

Besser, schlechter. Rot, Weiß. Diese Frage bringt einen nicht weiter. Es kommt darauf an, was Sie gerne trinken, zu welchem Essen und zu welchem Anlass. Eine Spätlese hat ein höheres Mostgewicht als ein Kabinett. Eine Auslese wiederum ein höheres als die Spätlese. Aber die Begriffe sind nicht identisch mit der Wertigkeit. Ein Weißburgunder Kabinett kann Ihnen besser munden als eine Weißburgunder Auslese.

Wie lange ist ein Kabinettwein haltbar?

Der Alkoholgehalt eines Weines ist ein recht zuverlässiges Konservierungsmittel. Das hat der Kabinettwein aber nicht. Die meisten Kabinettweine werden aufgrund der Haltbarkeit in den ersten ein, zwei Jahren getrunken. Süße und Säure (zum Beispiel bei Riesling) kann die Lagerfähigkeit aber erweitern. 

Übrigens: Wie Sie Wein lagern, erklären wir Ihnen in unserem Beitrag.

Warum sind Kabinettweine so beliebt?

Weil die Menschen mehr und mehr auf ihre Ernährung achten. Alkoholreiche Weine sind nicht mehr im Trend. Vor allem nicht im Sommer. Wir wollen uns fit und beschwingt fühlen. Auch nach ein, zwei, drei Gläsern Wein.

Zusatz-Wissen für Weinkenner

Das Mostgewicht kennzeichnet das Gewichtsverhältnis von einem Liter Most zu einem Liter Wasser. Und zwar bei exakt 20°C. Der Winzer nutzt im Weinberg zur Messung der Dichte meist das sog. „Refraktometer“, im Keller später die „Mostwaage“. Beziffert wird in Grad Oechsle (abgekürzt °Oe). Die Maßeinheit ist benannt nach dem Erfinder Christian Ferdinand Oechsle, einem Württemberger Mechaniker und Goldschmied (1774-52).

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