Kabinettweine, auch liebevoll „Kabis“ genannt, liegen voll im Trend. Sie zeichnen sich durch einen vergleichsweise niedrigen Alkoholgehalt von meist um die 10 % vol. aus. Leicht, animierend und elegant – Kabinette sind zarte, schlanke Weine mit hohem Trinkfluss. Im deutschen Weingesetz bilden sie die unterste der sechs Prädikatsstufen. Das Lesegut muss mindestens 73° Oechsle aufweisen, darf jedoch nicht überreif sein. Trockene Kabinettweine sind ebenso gefragt wie Varianten mit moderater Süße. Grundsätzlich können alle Rebsorten als Kabinett ausgebaut werden. Gerade im Sommer sind sie wegen ihrer Unbeschwertheit sehr beliebt – und auch das gestiegene Gesundheitsbewusstsein sorgt für ihren Aufschwung. Weniger ist mehr!
Historische Bedeutung: das klösterliche Kabinett
Der Begriff „Kabinett“ stammt ursprünglich aus dem klösterlichen Sprachgebrauch. Abgeleitet vom französischen „cabinet“ („kleines Zimmer“), bezeichnete er einen besonderen Raum im Weinkeller, in dem die besten Raritäten gelagert wurden. Heute steht die Bezeichnung jedoch nicht mehr für den Lagerort, sondern für einen Weintypus mit klar definierter Qualität.
Heutige Bedeutung: der leichte Weintyp
Kabinette sind die „Luftiküsse“ der deutschen Weinszene – verspielt, leicht und beschwingt. Mit nur 7 bis maximal 11 % vol. Alkohol sind sie das Gegenstück zu schweren, alkoholreichen „Wuchtbrummen“. Rechtlich handelt es sich um ein Prädikat – im Alltag steht der Begriff aber fast immer für Leichtigkeit und Trinkfreude.
Kabinettwein – die Definition auf einen Blick
- Leichte, feine Weine aus reifen Trauben mit geringem Alkoholgehalt.
- Unterste der sechs Prädikatsstufen (Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Eiswein, Trockenbeerenauslese).
- Mostgewicht: mindestens 73° Oechsle – das niedrigste aller Prädikate.
- 100 % Trauben aus einem bestimmten Anbaugebiet.
- Keine Chaptalisation (kein Zuckerzusatz) erlaubt.
- Alle Geschmacksrichtungen möglich: trocken, halbtrocken, lieblich, süß.
Im Weinberg: frühe Lese
Kabinettweine entstehen aus reifen, aber nicht überreifen Trauben. Mindestens 73° Oechsle müssen erreicht sein. Um zu verhindern, dass die Beeren zu viel Zucker entwickeln, werden Kabinette meist früh im Herbst gelesen. Winzer nutzen zudem kühlere Lagen oder beschatten die Reben, um den Zuckeraufbau zu bremsen – wichtig für die gewünschte Leichtigkeit.
Alle Geschmacksrichtungen – von trocken bis süß
Ob trocken, halbtrocken, feinherb oder lieblich – Kabinette gibt es in allen Varianten. Sehr süße Ausbaustile sind selten, da sie die Leichtigkeit verdecken würden. Besonders beliebt sind feinherbe oder moderat süße Kabinette, die auch in der Gastronomie stark nachgefragt sind. Trocken und halbtrocken ausgebaute Varianten überzeugen mit Eleganz und Frische.
„Kabinettweine trinken wir auch im Team von Reichsgraf von Ingelheim sehr gerne. Besonders wenn es heiß ist im Sommer oder einfach, wenn es mal leichtfüßig und unbeschwert sein soll.“ – Stefanie Dreißigacker, Produktmanagerin
Verändertes Ernährungsbewusstsein
Früher galten schwere, alkoholreiche Weine als Ideal. Heute bevorzugen Konsumenten leichte, frische Weine, die man auch in größeren Mengen genießen kann. Das passt zum Trend: kleinere Portionen, gesündere Ernährung, weniger Alkohol. Kabinettweine spiegeln dieses neue Lebensgefühl perfekt wider.
Riesling Kabinett – der Sommerklassiker
Kabinette können aus vielen Rebsorten gekeltert werden – Weißweine, Rosés oder Rotweine. Besonders Riesling eignet sich hervorragend: aromatisch, mineralisch und „trinkig“ mit lebendiger Säure und geringem Alkohol. Genau richtig für heiße Sommertage, leichte Speisen – oder eine erfrischende Weinschorle.
FAQ Kabinettwein
Hat Kabinett etwas mit der Politik zu tun?
Nein. „Kabinett“ stammt vom französischen „cabinet“ = „kleines Zimmer“. Gemeint war ein besonderer Lagerraum im Weinkeller. Die politische Verwendung des Begriffs hat nichts mit Wein zu tun.
Was ist das Entscheidende bei Kabinettweinen?
Ihr geringer Alkoholgehalt – meist um 10 % vol., oft auch weniger.
Sind Kabinette schlechter als Spätlesen oder Auslesen?
Nein. Kabinette haben nur ein niedrigeres Mostgewicht. Ob ein Kabinett oder eine Auslese besser schmeckt, hängt allein von Deinem persönlichen Geschmack ab.
Wie lange sind Kabinette haltbar?
Die meisten Kabinettweine sollte man innerhalb von 1–2 Jahren trinken. Rieslinge mit viel Säure und Süße können aber länger lagern und sogar komplexer werden. Tipps zum Wein lagern findest Du hier.
Warum sind Kabinettweine so beliebt?
Weil sie leicht, erfrischend und modern sind. Sie passen zum Trend „Weniger Alkohol, mehr Genuss“ – vor allem im Sommer.
Extra-Wissen für Weinfans
Das Mostgewicht gibt das Verhältnis von einem Liter Most zu einem Liter Wasser an (bei 20 °C). Gemessen wird mit Refraktometer im Weinberg oder Mostwaage im Keller. Die Einheit „°Oechsle“ geht auf den Tüftler Christian Ferdinand Oechsle (1774–1852) zurück.